Ich hätte da mal eine Frage an die Community

Hilfsmittel für Blinde und Sehbehinderte. Alles was den Alltag erleichtert.
Boolean
Beiträge: 1
Registriert: 17.07.2020
von Boolean » 17.07.2020, 19:52
Hallo liebes Forum,
ich bin weder blind noch sehbehindert, habe mich aber aus einem bestimmten Grund trotzdem hier angemeldet. Und zwar brauche ich eure Hilfe / euren Input.
Ich bin Student der Medizininformatik und meine Abschlussarbeit steht unmittelbar bevor. Im Studium habe ich mich viel mit AAL-Technologien beschäftigt. Hauptsächlich mit smartHome-Ansätzen, die einem älteren Menschen das Wohnen sicherer und komfortabler gestalten. Sturzerkennung und Hilfe im Alltag waren da ein großes Thema.

Bei meiner Abschlussarbeit ist das thematische Setting nun etwas anders. Wir gehen von einem Menschen aus, der langsam blind wird. Nach der Verrentung fallen viele Hilfen, die ihm im Beruf noch gestellt wurden, weg.
In der Wohnung gibt es bereits einen Amazon Echo-Dot und eine kleinere Hausautomation über einen mini-Computer. Mit den beiden Sachen kann man schon die Alarmanlage steuern, Lampen schalten und ähnliche Komfortfunktionen nutzen.
Es stehen nun etwa 500 Euro zur Verfügung, um das bestehende System so verbessern, dass es einen größtmöglichen Nutzen bietet. Es ist zunächst unerheblich, ob viele kleine Funktionen zusammengestellt werden oder eine große Funktion programmiert und entwickelt wird. Hauptsache ist: mit maximal 500 Euro wird das System relevant verbessert. Die professionellen Lösungen die für viele Probleme schon auf dem Markt erhältlich sind, die sind auch oft sehr teuer. Hier geht es also nicht unbedingt zwingend darum etwas grundlegend Neues zu erfinden.
Es wäre auch hilfreich, eine günstigere Lösung für ein sehr teures professionelles Produkt zu finden.

Meine Frage ist nun:
Was wünscht sich ein tatsächlich sehbehinderter Mensch im Alltag? Wo setze ich da am besten an?
Es wäre vieles möglich.
Man könnte Sensoren integrieren, die wissen wann die Blumen gegossen werden müssen.
Oder ob auch wirklich alle Lichter im Haus ausgeschaltet sind.
Man könnte evtl per Stimme eine Mail schreiben wollen oder wünscht sich einen Hinweis, wenn es draußen wolkig wird und nach Regen ausschaut.

Ihr seht wohin das führt. Ich bin ja selbst nicht sehbehindert und kann mich darum nur schwer in einen sehbehinderten Menschen (und dessen Sorgen und Nöte) hineinversetzen. Ich habe etwas Angst, dass ich da völlig falsche Prioritäten setze und Probleme löse, die ein betroffener Mensch überhaupt nicht hat.
Was würdet ihr ihr euch im Alltag an Hilfen wünschen? Welches Problem nervt euch schon länger total? Wenn alles möglich wäre, was sollte so ein "digitaler Buttler" wirklich können damit er euch im Alltag hilft?

Ich danke schon jetzt jedem, der sich die Arbeit macht und ein paar Gedanken dazu mit mir teilt.

Viele Grüße und euch allen einen tollen Abend

Boolean

Chris
Moderator
Beiträge: 137
Registriert: 26.12.2014
von Chris » 20.07.2020, 21:25
Du bist im Bereich sicheres komfortables Wohnumfeld verankert. Es stellt sich die Frage, ob das für jemanden der weiß, dass er nur mehr Monate hat bevor er voll blind wird irgendeine Bedeutung hat? Jemand der weiß, dass er langsam blind wird hat ganz andere Sorgen wie das Licht, oder wie das Wetter gerade ist.
Das sind auch Sorgen, aber Kleinigkeiten wo jeder durch die permanente Konfrontation seinen Weg findet. Das größte Problem ist wohl die Angst davor, sich nicht mehr alleine zurecht zu finden, den Halt zu verlieren, seine Motivation sich für überhaupt noch etwas zu begeistern.

Versuche so einer Person, die gerade dabei ist das Augenlicht zu verlieren zu erklären, dass es hier ganz tolle neue Sensoren gibt, welche ihm die Blumen automatisch gießen. Irgendwann später, nachdem alles verdaut ist mag das eventuell ein Thema werden, aber vermutlich nicht in der ersten Phase.

In der ersten Phase benötigt man etwas was Stabilität & Sicherheit vermittelt. Also zurück zum Ursprung, was liebt jedes Kind, was vermittelt Stabilität und Sicherheit und was lässt sich mit deinem Bereich kombinieren? ;)